Unser Konzept in Kooperation mit der Klinik für Chirurgie am EVKK
Rund 50% der alten Menschen erleiden mindestens einmal jährlich einen Sturz mit dem hohen Risiko eines Knochenbruches und den daraus resultierenden negativen Folgen für Mobilität, Selbstständigkeit und Lebensqualität. Häufig kommt es durch solche Stürze auch zu psychischen Beeinträchtigungen und die Angst vor einem erneuten Sturz kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen, die zu einem raschen Verlust der Gehfähigkeit führt.
Doch Stürze im Alter müssen heute nicht mehr einfach hingenommen werden. Das Wissen um die Ursache und das Beheben der Risikofaktoren kann helfen, sie in Zukunft zu vermeiden.
Fällt ein älterer Mensch, so kann dies ein Hinweis auf Störungen der Balance, des Gangbildes (Lokomotion) oder auf eine zugrunde liegende Erkrankung sein.
Ziel von Ärzten, Pflegepersonal und Physiotherapeuten unseres Sturzzentrums ist es, Ursachen für den Sturz zu finden, unmittelbar mit der Frührehabilitation zu beginnen und somit die Selbstständigkeit zu fördern, damit ältere Patienten wieder sicher durchs Leben gehen können.
Und auch wenn es im Rahmen eines Sturzes zu einem Knochenbruch kommt, reicht es keinesfalls aus, allein die Verletzungsfolgen zu behandeln, sondern auch hier sollten die Ursachen des Sturzes abgeklärt werden. Nur so können geeignete Gegenmaßnahmen zur Sturzprophylaxe getroffen werden. Deshalb arbeiten wir auch eng mit der Klinik für Chirurgie am EVKK zusammen, wo Knochenbrüche nach modernsten operativen Methoden behandelt werden, die eine rasche Belastbarkeit und Mobilisation erlauben.
Weitere Sturzfolgen
Häufig bricht bei einem Sturz nicht nur der Knochen, sondern auch das Selbstwertgefühl. Viele ältere Menschen haben dann Angst vor einem Folgesturz. Sie ändern die Lebensweise, verlassen das Haus nicht mehr und begeben sich damit in eine soziale Isolation. Dieses Verhalten bezeichnet man als Post-Fall Syndrom. Um dem Post-Fall-Syndrom entgegenzuwirken, bedarf es einer genauen ärztlichen Untersuchung und einer intensiven Therapie.
Ursachen und Risikofaktoren
Mit zunehmendem Alter nehmen einige körperliche und geistige Leistungen ab. So leiden viele Ältere an Störungen des Gleichgewichts, einer Kraftminderung in den Armen und Beinen oder an Sehstörungen. Dadurch fällt es älteren Menschen schwerer, in bestimmten Situationen schnell und angemessen zu reagieren. Zudem können zahlreiche Krankheiten das Sturzrisiko erhöhen.
Auch das gewohnte Umfeld kann plötzlich ein Problem darstellen: Hohe Teppichkanten oder Türschwellen werden zu Stolperfallen. Auch eine schwache Beleuchtung oder schlecht markierte Stufen werden für ältere Menschen zur Gefahr. Außerdem können Medikamente wie Beruhigungsmittel, Psychopharmaka und andere Präparate Stürze begünstigen.
Diagnostik im Sturzzentrum
Neben der medizinischen Diagnostik sind die wesentliche Elemente unserer Abklärung im Sturzzentrum am EVKK:
- Erhebung der Risikofaktoren für Stürze
- Gezielte Anamnese (Vorgeschichte des Patienten)
- Funktions- und Fähigkeitstest (Überprüfung von Kraft, Balance und Kognition)
- Überprüfung der Medikamente
- Überprüfung der Hilfsmittel
- Überprüfung der häuslichen Gefahrenquellen
- Untersuchung auf Osteoporose
Wie können wir gemeinsam das Sturzrisiko minimieren?
Ihre anamnestischen Angaben und die uns vorliegenden Arztberichte sind wichtig, um Ihre Vorgeschichte zu erfahren. In unserem Sturzzentrum haben wir bei der körperlichen Untersuchung ein besonderes Augenmerk auf Bewegungs- und Gleichgewichtsstörungen und führen standardisierte Tests zur Erfassung der Sturzgefährdung durch.
Ergeben sich aus der Vorgeschichte oder unseren Untersuchungen Hinweise auf Erkrankungen, die noch weitere Abklärung bedürfen, leiten wir eine weiterführende Diagnostik ein. Anschließend beginnen wir mit einem spezifischen Trainingsprogramm (Schulung von Gleichgewicht, Kraft, Ausdauer) und besprechen mit Ihnen die Möglichkeiten zur individuellen Sturzprophylaxe in Ihrem Umfeld. Dazu gehören insbesondere die Beratung über Anpassung Ihres Umfeldes (z. B. Geländer, Beleuchtung), Beratung über Hilfsmittel (z.B. Gehhilfen, geeignetes Schuhwerk) und Medikamentenempfehlungen.
Sturzvprävention im Alltag
Schon kleine Veränderungen im Haushalt können dazu beitragen, dem sturzgefährdeten Menschen Sicherheit im Alltag zu vermitteln. Zum Beispiel können rutschfeste Teppiche auf glatten Flächen angebracht werden. Ein kabelloses Telefon verhindert das Stolpern über die Telefonschnur. Um vor allem nachts das Suchen nach dem Lichtschalter zu erleichtern, sind Bewegungsmelder ein nützliches Hilfsmittel. Im Falle eines Sturzes bekommt der ältere Mensch über Hausnotrufsysteme schnell und zuverlässig Hilfe. So wird der Alltag entspannter und angstfreier.